Antirassismus

Wie möchte jeder Mensch behandelt werden?
Jeder Mensch möchte mit Respekt behandelt werden.
Jeder Mensch erwartet Fairness. Niemand will ungerecht behandelt werden. Niemand will für etwas gerade stehen, das er nicht begangen hat. Oder schlechter gestellt werden auf Basis bloßer Zuschreibungen. Man will daran gemessen werden, wer man ist und nicht anhand von Eigenschaften beurteilt werden, die einem unterstellt werden.

Mit anderen Worten: Jeder Mensch möchte als Individuum behandelt werden.

Aus persönlicher Perspektive ist damit umrissen, worum es bei Antirassismus geht.
Menschen können als individuelle Persönlichkeiten sowie als Mitglieder einer Gruppe gesehen werden. Beides ist selbstverständlich und keines für sich genommen problematisch. Problematisch wird es, wenn der Gruppenzugehörigkeit zu viel Gewicht beigemessen wird. Wenn nicht zählt, wer eine Person ist, sondern zu welcher Gruppe sie gezählt wird.
Was eine Gruppe ausmacht, basiert gezwungenermaßen auf Verallgemeinerungen und Vereinfachungen. Was als Beschreibung für eine Gruppe im Großen und Ganzen passend erscheinen mag, trifft nicht auf jedes einzelne Gruppenmitglied zu. Sofern es sich dabei um harmlose Klischees wie die Pünktlichkeit der Deutschen oder das fußballerische Talent der Brasilianer handelt, ist es ohne Bedeutung, ob’s im Einzelfall stimmt. Nehmen die Verallgemeinerungen allerdings die Form abwertender Vorurteile an und werden im öffentlichen Diskurs dauerhaft propagiert, ist es nur mehr ein kurzer Weg zu faktischen Diskriminierungen. Die Redeweisen von „arbeitsscheuen Ausländern“, „Drogen-dealenden Afrikanern“, „integrationsunwilligen Türken“, „fundamentalistischen Muslimen“, „kriminellen Asylanten“ etc. hat für Individuen, die zu diesen Gruppen gezählt werden, niederschmetternde Konsequenzen: Diskriminierung am Arbeitsmarkt, Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche, Anfeindungen im öffentlichen Raum bis hin zu körperlicher Gewalt. Die Möglichkeiten in unserer Gesellschaft für eine „falsche“ Gruppenzugehörigkeit bestraft zu werden, sind mannigfaltig.

Antirassismus tritt all diesen Formen von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung entgegen: Niemand darf aufgrund der Zugehörigkeit – oder Zuteilung – zu einer Gruppe angefeindet oder schlechter gestellt werden. Menschen sollen nicht als Vertreter einer Gruppe betrachtet, sondern als Individuen geachtet werden.
Die Einteilung von Menschen nach Kategorien wie Herkunft, Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit soll überwunden werden.

Es kann davon ausgegangen werden, dass die vorhergehenden Absätze der Leserschaft bekannt vorkommen werden. Das liegt schlicht daran, dass diese Ausführungen nicht mehr sind als eine Paraphrase der Deklaration der Menschenrechte:

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. […] (Artikel 1 – AEdMR)
Jeder hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand. Des Weiteren darf kein Unterschied gemacht werden auf Grund der politischen, rechtlichen oder internationalen Stellung des Landes oder Gebiets, dem eine Person angehört. […] (Artikel 2 – AEdMR)
Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich und haben ohne Unterschied Anspruch auf gleichen Schutz durch das Gesetz. Alle haben Anspruch auf gleichen Schutz gegen jede Diskriminierung. (Artikel 6 – AEdMR)

Eine antirassistische Haltung zu vertreten, bedeutet nichts anderes, als die Menschenrechte ernst zu nehmen.